Das Implantate (künstliche Zahnwurzeln) im Kieferknochen einheilen, ist seit über einem halben Jahrhundert erwiesen. Die Frage, ob Implantate nach dem Einpflanzen erst Monate einheilen müssen, bevor sie belastet werden können wird immer noch kontrovers diskutiert.
Unterschieden werden muss zwischen einer Sofortversorgung und einer Sofortbelastung der Implantate. Bei einer Sofortversorgung eines Implantates wird zum Beispiel direkt nach Einpflanzen des Implantates eine provisorische Krone auf dem Implantat befestigt. Die Krone wird so gestaltet, dass sie beim Zubeißen nicht belastet werden kann, wie dies normalerweise der Fall sein müsste. Darüber hinaus wird der Patient instruiert, die Krone beim Essen möglichst wenig zu belasten. Der Vorteil für den Patienten: er muss nicht Monate mit einer Interimsprothese zwecks Lückenkaschierung herumlaufen, bis das Implantat eingeheilt ist. Das Risiko für ein Implantatverlust ist jedoch erhöht.
Bei einer Sofortbelastung wird der Zahnersatz so hergestellt, dass die Implantate sofort nach Einpflanzen durch Kaubewegungen belastet werden. Damit dies vorhersagbar funktioniert, müssen bestimmte Risikofaktoren ausgeschlossen werden und bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.
Zu den Risikofaktoren gehören u.a. Rauchen, Zähne knirschen, Diabetes, Alkoholabusus.
Voraussetzungen sind: ausreichendes Knochenangebot in allen drei Dimensionen, fester Knochen, eine gewisse Mindestanzahl von Implantaten und deren Verblockung (die Implantate werden über den Zahnersatz miteinander verbunden und stabilisieren sich somit wechselseitig), ein Eindrehmoment von mindestens 40 Ncm (die Kraft, die notwendig ist, um das Implantat in den Knochen einzudrehen), ein günstiger Periotestwert (siehe weiter unten).
Um diese Voraussetzungen im Vorfeld ermitteln zu können, bedarf es einer 3D-Röntgendiagnostik, die auch eine gewisse Vorhersage bezüglich der Knochendichte (Knochenfestigkeit) ermöglicht.
Exakt lässt sich aber erst bei der OP sagen, ob eine Sofortbelastung möglich ist. Das Mindesteindrehmoment kann erst beim Einpflanzen der Implantate ermittelt werden. Und erst nach dem Einbringen der Implantate lässt sich elektronisch durch das sogenannte Periotestverfahren ermitteln, ob die Implantate sofort belastet werden dürfen. Hierbei klopft ein Stößel des Periotestgerätes auf das Implantat und der integrierte Computer errechnet aus der Rückschwingenergie des Stößels den sogenannten Periotestwert. Dieser reicht von -8 bis +50 und je kleiner er ist, desto fester ist das Implantat im Knochen verankert. Für eine Sofortbelastung sollten die Periotestwerte der Implantate im Minusbereich liegen.
Auch bei einer Sofortversorgung/ Sofortbelastung müssen die Implantate im Knochen einheilen. Die Einheilzeit beträgt mindestens 6-8 Wochen. Eine individuelle Beratung ist Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Sofortversorgung/ Sofortbelastung.