Parodontologie / Laser

Die bakteriell entzündliche Form der Parodontitis ist bei rund zwei Drittel der Bevölkerung im Erwachsenenalter vorzufinden. Ursache dieser Parodontitis sind u. a. Zahnbeläge, in denen Mikroorganismen hervorragend gedeihen können. Darüber hinaus ist bekannt, dass es u. a. einen Zusammenhang zwischen Adipositas, Diabetes melitus, Rauchen und Parodontitis gibt.

Die chronische Entzündung des Zahnhalteapparates kann auch zu Gelenkerkrankung, Herzinnenhautentzündung, Herzinfarkt, Schlaganfall und zur Verschlechterung von Diabetes melitus führen. Eine Therapie der Parodontitis ist deshalb indiziert um einem Zahnverlust vorzubeugen bzw. obige Folgeerkrankungen zu vermeiden. Eine professionelle Zahnreinigung ist dabei sehr hilfreich. Im ersten Schritt erfolgt die sogenannte geschlossene Therapie: Entfernung harter und weicher Beläge sowie des entzündeten Gewebes unter lokaler Betäubung. Führt das geschlossene Verfahren nicht zum Erfolg, so wird die offene (chirurgische) Therapie angewandt: hierbei werden durch Aufklappen des Zahnfleisches – somit unter Sicht – harte und weiche Beläge sowie das entzündete Gewebe entfernt und die Wunde durch Nähte geschlossen. Häufig werden zusätzlich lokal oder systemisch Antibiotikagaben verordnet, die nicht nur zur Resistenzbildung führen können, sondern auch die Gefahr der Entstehung von Allergien bergen.

Um dies zu vermeiden, wird die Antibiotikagabe durch den Einsatz eines speziellen Lasers ersetzt: der Wirkungsmechanismus des PACT Systems (Photoaktivierte Chemotherapie) ist sehr effektiv und einfach zugleich. Die zu behandelnde Region wird mit einer Farbstofflösung (Photosensitizer) benetzt und ca. 1 Minute einwirken lassen, danach wird ein Laserlicht mit einer speziell auf den Farbstoff abgestimmten Wellenlänge ebenfalls ca. 1 Minute appliziert.

Der Farbstoff dringt selektiv in die Zellwände aller vorhandenen Bakterien ein. Die Farbstoffmoleküle werden durch den Laser energetisch angeregt, die vorhandenen Sauerstoffmoleküle werden in den sehr reaktionsfreudigen Singulett- Zustand überführt. Der Singulett-Sauerstoff greift selektiv die Zellwände aller Bakterien an und wirkt somit als Breitband-Antibiotikum, zerstört bis zu 99% aller Bakterien. Zusätzlich wird die Matrix der Beläge zerstört, dies führt zu einer sehr nachhaltigen Keimdesinfektion.

Das PACT-System wirkt nicht nur bakteriostatisch (keimhemmend) wie Chlorhexidin oder einige Antibiotika, sondern tötet die Bakterien unmittelbar ab. PACT Behandlungen sind überdies frei von Nebenwirkungen.

Führt die geschlossenen Therapie an Zähnen mit sehr tiefen Taschen nicht zum Behandlungserfolg, ist eine offene Therapie (ablösen und abklappen des Zahnfleisches um unter Sicht vorgehen zu können) indiziert.

Hierzu gibt es vier Optionen:

  1. REPARATIVE THERAPIE:

    Wiederholen der Wurzelglättung, Weichteilkürettage, nur dieses Mal unter Sicht (offenes Vorgehen): Bei folgenden Befunden nicht zielführend: Restzahnfleischtaschen bei Molaren mit Furkationsbefall Grad II oder ausgeprägten Knochentaschen. Insbesondere in der oberen Front sehr riskant: optisch längere Zähne / empfindliche freiliegende Zahnhälse.

  2. RESPEKTIVE THERAPIE:

    Ziel der Parodontitistherapie ist die Reduktion der Taschentiefe und somit die Beseitigung der Entzündung. Bei der sogenannten resektiven Therapie wird das Zahnfleisch bis nahe an den Taschenboden entfernt, womit die Zahnfleischtasche beseitigt ist. Nachteil: die Zähne sind optisch viel länger als vor der Therapie / empfindliche freiliegende Zahnhälse. Wird bei Resttaschen > 6mm und Knochentaschen kleiner 3mm sowie bei Parodontitis Stadium III empfohlen.

  3. REGENERATIVE THERAPIE (GTR = gesteuerte Geweberegeneration):

    Bei der klassischen Therapie (Wurzelglättung, Weichteilkürettage etc.) kommt es überwiegend zu einer narbigen Ausheilung (reparative Therapie) mit Verringerung der Taschentiefe. Will man jedoch eine Neubildung von Knochen-/Bindegewebe, Fasern und Wurzelzement erreichen (regenerative Therapie), so muss die sogenannte gesteuerte Geweberegeneration (GTR) angewendet werden. Hierbei gibt es unterschiedliche Therapieansätze: Membrantechnik (sehr belastend für den Patienten, sehr teuer), Einsatz von Schmelz-Matrix-Proteinen z.B. Emdogain (sehr teuer), Hyaluronsäure (diese bevorzugen wir, bei extremen Knochenabbau in Kombination mit Knochenersatzmaterial), das vollständig vom Körper abgebaut wird. Indiziert bei Knochentaschen, gleich / größer 3mm Molaren mit Furkationsbefall Grad II und insbesondere in der oberen Front, um ein Zahnfleischschrumpfen (optisch längere Zähne / empfindliche freiliegende Zahnhälse nach der Therapie zu minimieren.

  4. MINIMALINVASIVE THERAPIE:

    Da speziell in der oberen Front eine optische Verlängerung der Zähne möglichst gering gehalten werden sollte (das Zahnfleischablösen und Zahnfleischabklappen verstärkt das Zahnfleischschrumpfen), gibt es noch die Möglichkeit der minimalinvasiven  Therapie mittels regenerativer Therapie (ablösen ohne abklappen des Zahnfleisches)

Hyaluronsäure (HA) kommt natürlicherweise im Zahnhalteapparat vor und dient seiner Gesunderhaltung. Kommt es zur bakteriell bedingten Entzündung des Zahnhalteapparates, so wird zur Bekämpfung der Entzündung HA übermäßig verbraucht. Durch dieses Absinken des HA-Spiegels geht die schützende Funktion der HA verloren und die entzündungsbedingte Zerstörung des Zahnhalteapparates wird beschleunigt.

Deshalb ist die Zuführung von HA während der regenerativen Therapie notwendig (Einbringung in die Zahnfleischtasche). Ohne die HA während der regenerativen Therapie kommt es überwiegend zur narbigen Ausheilung des Zahnhalteapparates (funktionell minderwertiges Narbengewebe). Durch den Einsatz von HA / Knochenersatzmaterial kommt es zur Geweberegeneration: Bildung von neuem Knochen, Bindegewebsfasern und Wurzelzement durch Stimulation von Wachstumsfaktoren. Darüberhinaus hat HA folgende Wirkungen: es wirkt antiödematös (abschwellend), antiinflamatorisch (entzündungshemmend), bakteriostatisch (Wachstumshemmung bei Bakterien) und wirkt als Radikalfänger.

Als Ergebnis der Anwendung von HA während der regenerativen Therapie kommt es zur Regeneration des Zahnhalteapparates (s.o.), zur Verringerung der Taschentiefen, zur Reduzierung des BOP Wertes (Bluten beim Sondieren der Zahnfleischtaschen) und zur Keimreduktion selbst in tiefen Taschen.
Bei Kassenpatienten ist die regenerative Therapie reine Privatleistung, bei Privatpatienten ist diese Therapie in der Gebührenordnung abgebildet (Kostenübernahme?).

In Abstimmung mit Ihnen führen wir die reparative, resektive oder regenerative Therapie bei Ihnen durch.